Während die Menschheit vor etwa 50 Jahren noch mit den Ressourcen einer Erde zurechtkam, würden wir nach heutigem Verbrauch 1,7 Erden benötigen. Insbesondere in den Industrieländern leben wir somit über unsere Verhältnisse – auf Kosten der Natur und der Generationen nach uns.
Ein Instrument, um Ressourcen zu schonen ist die Abfallvermeidung, daher ist diese ein vorrangiges Ziel der Abfallwirtschaft.
In diesem Jahr lebt die Menschheit seit dem 02. August, dem sogenannten „Erdüberlastungstag“ bis zum Ende des Jahres auf Pump. Denn wir haben die vergangenen sieben Monate bereits alle Ressourcen aufgebraucht, die die Erde uns für dieses Jahr zur Verfügung stellen kann.
Derzeit werden bundesweit rund 2,8 Milliarden Heißgetränkebecher pro Jahr verbraucht, das sind 320.000 Becher pro Stunde. Auf das Jahr hochgerechnet ergeben sich daraus circa 40.000 Tonnen Müll.
Eine aktuelle Studie der GVM, der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, die im Auftrag des NABU durchgeführt wurde, zeigt zudem auf, dass zusätzlich zu den 2,86 Milliarden Heißgetränkebechern 2017 in Deutschland 2,996 Milliarden Becher für Kaltgetränke verbraucht wurden.
In Deutschland ist der Verbrauch von Einweggeschirr und anderen Verpackungen für den Sofortverzehr laut der GVM, der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, zwischen 1994 und 2017 um 38 Prozent gestiegen und lag bei 346.831 Tonnen.
Davon entfallen 35 Prozent auf Imbisse und sonstige Gastronomie, 33 Prozent auf die Systemgastronomie inklusive Fast Food und 19 Prozent auf Haushaltverpackungen. Gefolgt von Impulskäufen, mit 7 Prozent, sowie Hotel und Kantinen mit 4 Prozent und dem Lebensmittelhandel mit 2 Prozent.
Zwischen 2009 und 2015 stieg der Umsatz im Markt für Außer-Haus-Konsum um 16,1 Prozent.
Dies hat gravierende Auswirkungen auf die Mengen anfallender Service-Verpackungen, wie Becher, Menüschalen und Einwegbesteck. Steigung des Umsatzes zwischen 2005 und 2015:
• Restaurants mit Selbstbedienung um 110 Prozent
• Imbissstuben und Cafés um 195 Prozent
• Eissalons um etwa zwei Drittel.
Die Gründe für die gestiegenen Zahlen im Außer-Haus-Konsum sind vielfältig. Es sind Veränderungen im Freizeitbereich, bei der Arbeitszeit und den Arbeitsabläufen sowie im Zusammenleben oder der zunehmenden Mobilität und Serviceorientierung der Bürgerinnen und Bürger.
Auch die Zahl der Ein-Person-Haushalte in Deutschland ist zwischen 1994 und 2016
um 4,1 Mio. auf 16,8 Mio. gestiegen. Dies entspricht einem Zuwachs von 32 Prozent. Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte stieg in allen Altersgruppen an.
Quelle: Abfallaufkommen durch Einweggeschirr und andere Verpackungen für den Sofortverzehr NABU Naturschutzbund GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH Mainz, Juni 2018
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/25294.html
In den 1950er Jahren wurden weltweit etwa 1,5 Millionen Tonnen Kunststoff im Jahr produziert. Im Jahr 2019 waren es bereits 386 Millionen Tonnen, und die Produktion steigt weiter an.
Gleichzeitig gelangen immer mehr Plastikabfälle in die Umwelt. Inzwischen finden sich Kunststoffreste in Böden, Seen, Flüssen und dem Meer. Auch in Meerestieren wurden Kunststoffreste nachgewiesen.
Laut des Statistischen Bundesamtes belief sich das Aufkommen an Hausmüll (Restmüll) auf 12,9 Millionen Tonnen, das sind 156 kg pro Kopf.
Damit sank die Menge um 1 Kilogramm pro Person im Vergleich zum Vorjahr. Beim Sperrmüll stieg das Aufkommen um 0,1 Millionen Tonnen auf 2,6 Millionen Tonnen und damit auf 31 kg pro Kopf).
Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurde mehr als die Hälfte der Abfälle getrennt von Haus- und Sperrmüll gesammelt (59 %). Das waren 22,3 Millionen Tonnen (268 kg pro Kopf).
Eine Hauptursache für die weltweite Plastikflut in der Umwelt ist fehlendes oder unzureichendes Abfall- und Abwassermanagement. Kunststoffe gelangen aber auch auf zahlreichen weiteren Wegen in die Natur, zum Beispiel als Abrieb von Autoreifen, von Bauwerken, Folien oder Kleidung aus Kunststofffasern. Kosmetika oder Reinigungsmittel enthalten Mikroplastik, Düngemittel werden mit Plastik ummantelt. Nicht zuletzt gelangen auch immer mehr Kunststoffe in die Umwelt, weil die Menschen Produkte wie Kaffeebecher (Coffee-to-go), Zigarettenstummel oder Einweg-Tragetaschen (Plastiktüten) achtlos liegenlassen oder wegwerfen (sog. Littering).
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/22033.html
https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/kunststoffe-in-der-umwelt
Damit erhöhte sich die Menge der getrennt gesammelten Abfälle um rund 0,3 Millionen Tonnen: Bioabfälle stiegen auf 10,2 Millionen Tonnen, das heißt 122 kg pro Kopf. Damit setzt sich der ansteigende Trend bei den Bioabfällen fort, unter anderem Teil auf die weiter zunehmende Verbreitung der Biotonne zurückzuführen sein dürfte. Das Aufkommen an Wertstoffen betrug 2019 wie im Vorjahr ca. 12,1 Millionen Tonnen (146 Kilogramm pro Kopf). Dazu zählen unter anderem Papier, gemischte Verpackungen und Glas.
Über den Zeitraum von 2004 bis 2019 stieg das Aufkommen an Haushaltsabfällen um eine Million Tonnen an.
Die Menge an Haus- und Sperrmüll lag im Jahr 2004 mit 17,0 Millionen Tonnen deutlich höher und sank damit um ca. 1,4 Millionen Tonnen, also rund 8 %.
Die übrigen Abfälle, wie Biotonne, Gartenabfälle sowie Wertstoffe und andere getrennt gesammelte Fraktionen, die von Haus- und Sperrmüll getrennt wurden, beliefen sich im Jahr 2019 insgesamt auf 22,5 Millionen Tonnen, also 270 kg pro Kopf. Im Vergleich zu 2004 ist das ein Anstieg von 2,4 Millionen Tonnen.
Gleichzeitig stieg der Anteil an Haushaltsabfällen, die verwertet wurden. Wurden im Jahr 2004 etwa 57 Prozent der Haushaltsabfälle verwertet, waren es 2019 bereits 93 Prozent, ohne Elektroaltgeräte.
Im Jahr 2022 wurden in Rheinland-Pfalz 3.983 Tonnen illegale Ablagerungen (unter anderem auch Littering) erfasst. Diese Zahlen beziehen sich nicht nur auf Verpackungen, sondern auch auf Bauschutt, Elektrogeräte usw. Das Pro-Kopf-Aufkommen beim Littering lag bei 0,95 Kilogramm pro Einwohner.
Für die Entsorgung der illegalen Ablagerungen mussten unter Berücksichtigung der Personal-, Sammel-, Transport- und Entsorgungskosten verursachten Kosten im Jahr 2022 im Mittel 0,80 € pro Einwohner aufgewendet werden.
Was unternimmt das Land gegen Littering?
Seit Jahren nimmt die Vermüllung der Umwelt stetig zu und damit auch die Kosten für die Beseitigung des sogenannten Litterings. Für die Städte und Kommunen ist dieser arglos weggeworfene Müll ein Ärgernis. Jährlich werden allein in Rheinland-Pfalz mehrere Millionen Euro für das Einsammeln des Mülls durch Littering ausgegeben.
Eine der meist weggeworfenen Einwegverpackungen sind Einwegbecher für Heißgetränke. Seit einigen Jahren versuchen Kommunen dem Problem entgegen zu treten und haben einzelne Lösungen für sich entwickelt. Mangels breiter Öffentlichkeit und Koordinierung entstand in Rheinland-Pfalz ein Flickenteppich an kleinen Insellösungen.
Aus diesem Grund wurde auf Initiative der damaligen Ministerin Ulrike Höfken im Mai 2018 der Runde Tisch „Coffee-to-to“ ins Leben gerufen, um mit allen Betroffenen nach Lösungen zu suchen. Damit dies landesweit möglichst einheitlich erfolgt, ist das Land in diesem Bereich koordinierend für die Städte, Kommunen und Gemeinden tätig. Das Umweltministerium unterstützt die Kommunen beratend in ihren Bestrebungen, vor Ort Betriebe für ein Mehrwegsystem zu gewinnen.
Das Ziel des Umweltministeriums dabei ist, ein möglichst landesweit einheitliches Mehrwegsystem zu etablieren. Die Initiative „BecherBonus“ war der erste Schritt diese Bestrebungen zu erfüllen.
Mit dem Trend „Food-to-go“ geraten immer mehr Einwegverpackungen und Einwegbecher in Umlauf. Die Langzeitstudie „Wahrnehmung von Sauberkeit und Ursachen von Littering 2005 bis 2017“, der Berliner Humboldt-Universität, bestätigt diesen Trend.
So haben laut Studie zum Beispiel „Take-Away-Verpackungen“ als Littering-Objekt von 6 Prozent in 2008 auf 20 Prozent in 2017 zugenommen. Grund dafür soll laut der Studie die Zunahme des Angebots an Produkten in Einwegverpackungen im Einzelhandel sein, aber auch in der Systemgastronomie und den Supermärkten. Laut der Studie der Humboldt-Universität sollen die Hauptverursacher von Littering junge Erwachsene zwischen 21 und 30 Jahren sein, gefolgt von Jugendlichen (14 bis 20 Jahre) und älteren Erwachsenen (über 50 Jahre).
Als Gründe für das achtlose Wegwerfen wurden in der Studie häufig Bequemlichkeit, Faulheit und Gleichgültigkeit genannt. Bei den genannten Gründen spielen Unterschiede zwischen Geschlecht, Bildung, Wohnort oder Wohndauer der Probanden keine signifikante Rolle.
Quelle: Studie „Wahrnehmung von Sauberkeit und Ursachen von Littering“, HU Berlin 2017.
EU-Kunststoffstrategie
In ihrer Kunststoffstrategie skizziert die Kommission, wie mit Plastik in der EU künftig umgegangen werden soll. Denn die Europäer erzeugen jedes Jahr rund 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, jedoch werden weniger als 30 Prozent davon für das Recycling gesammelt. Der Rezyklateinsatz für Neuprodukte beträgt europaweit lediglich 6,2 Prozent. Mit der EU-Strategie für Kunststoffe will die Europäische Kommision deshalb ein neues, stärker kreislauforientiertes Geschäftsmodell vorantreiben, indem:
zur Verringerung der Meeresabfälle
Am 21.05.19 hat der Europäische Rat, die im Trilogverfahren ausgehandelte Richtlinie über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt beschlossen.
Die Richtlinie regelt, dass dort wo es bereits ökologisch nachhaltigere Alternativen zu Einwegkunststoffen gibt, die Einwegkunststoffprodukte verboten werden. Das Vermarktungsverbot soll für Wattestäbchen, Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff gelten, die vollständig aus umweltfreundlicheren Materialien hergestellt werden müssen. Auch die Einführung von Pfandsystemen schlägt die EK als Lösung vor.
- Recycling zu einem lohnenden Geschäft gemacht wird,
- Kunststoffabfälle deutlich reduziert werden (u.a. Verbot von bestimmten Einwegartikeln und Beschränkung von Mikroplastik in Kosmetika und Waschmittel),
- die Vermüllung der Meere aufgehalten wird,
- Investitionen und Innovationen in intelligentere und recyclingfähige Kunststoffe getätigt werden,
- die Herstellerverantwortung auf Fanggeräte mit Kunststoffanteil erweitert werden soll. So sollen Hersteller kunststoffhaltiger Fanggeräte zukünftig die Kosten für das Einsammeln der Abfälle aus den Hafenauffangeinrichtungen sowie den Transport und die Behandlung dieser Abfälle übernehmen müssen. Sie sollen auch die Kosten für Sensibilisierungsmaßnahmen tragen
- und ein Wandel in der ganzen Welt durch globale Lösungen und internationale Standards bewirkt wird.
Einweggetränkebehälter (z. B. PET-Flaschen), die Kunststoff enthalten, sollen nur dann zugelassen werden, wenn ihre Deckel und Verschlüsse an ihnen befestigt sind. Zudem sollen weniger Lebensmittelverpackungen und Getränkebecher aus Kunststoff verwendet (Festlegung von Verbrauchsminderungsziele in den Mitgliedstaaten) werden.
Die Industrie soll Anreize erhalten, für bestimmte Produkte (z. B. für Behälter, Tüten und Folienverpackungen für Lebensmittel, Getränkeflaschen und -becher, Tabakerzeugnisse mit Filtern, Feuchttücher, Luftballons und leichte Kunststofftragetaschen) weniger umweltschädliche Alternativen zu entwickeln.
Die Herstellerverantwortung soll auf Fanggeräte mit Kunststoffanteil erweitert werden. So sollen Hersteller kunststoffhaltiger Fanggeräte zukünftig die Kosten für das Einsammeln der Abfälle aus den Hafenauffangeinrichtungen sowie den Transport und die Behandlung dieser Abfälle übernehmen müssen. Sie sollen auch die Kosten für Sensibilisierungsmaßnahmen tragen.
Quelle: http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-3927_de.htm
In Deutschland werden stündlich 2 Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht. Das sind 17,4 Milliarden Plastikflaschen im Jahr. Im Durchschnitt verbraucht jeder Deutsche jährlich fast 210 Einweg-Plastikflaschen.
Nach wie vor werden viele Einweg-Plastikflaschen aus Neumaterial hergestellt. Das bedeutet, dass jährlich für die Herstellung von Einweg-Plastikflaschen 438.000 Tonnen Rohöl, und damit endliche Ressourcen, eingesetzt werden. Zudem werden die Einwegflaschen im Vergleich zu Mehrwegflaschen oft über längere Distanzen transportiert, wodurch höhere CO2-Emissionen und damit eine stärkere Klimabelastung erfolgt.
Die Verwendung einer eigenen Mehrwegflasche und das Abfüllen von Leitungswasser an Refill-Stationen oder Trinkwasserbrunnen, können deshalb einen Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz leisten. Ganz nebenbei schont man übrigens auch seinen Geldbeutel.
Regelmäßig gelangen Kunststofftüten und anderer Plastikmüll in die Umwelt und lassen sich weltweit in Meeren und Küsten finden, auch an deutschen Stränden. Das zeigen Untersuchungen der Meeresschutzbehörden der Länder Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Bei den Untersuchungen wurden in den Jahren 2008 bis 2012 pro 100 Meter Küstenlinie in den Spülsäumen der Nordsee im Durchschnitt 1,5 Einweg-Tragetaschen gefunden.
Und das, obwohl Plastiktüten nach Erkenntnissen des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommerns nur knapp 3% des insgesamt im Spülsaum gefundenen Mülls ausmacht. So beläuft sich die Menge desselben auf 68 Müllteile pro 100 Küstenmeter.
Auch am Mittelmeer dominieren Kunststoffreste in den Spülsäumen. Diese Kunststoffreste werden von Meereslebewesen mit Nahrung verwechselt, verstopfen die Mägen oder verursachen bei den Tieren innere Verletzungen, die zum Tod führen können.
Kunststoffe werden in der Umwelt nicht abgebaut. Man schätzt, dass sie bis zu 450 Jahre erhalten bleiben. Sie zerfallen mechanisch in immer kleinere Teilchen, ohne sich jemals vollständig abzubauen – so entsteht sogenanntes Mikroplastik. Dieses verteilt sich in der Umwelt und landet im Trinkwasser oder in unserer Nahrungskette, zum Beispiel über Fische oder Muscheln.
Ob Einweg-Tragetaschen aus Kunststoff oder Papier – beide sollten mehrfach benutzt werden, um so Ressourcen zu schonen. Und sie gehören beide in den Müll und nicht in die Umwelt.
Bei den Arbeitsschritten Textilherstellung und Veredelung werden über 70 gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien eingesetzt. Die Kleidung wird bedruckt, gefärbt und mit den verschiedensten Stoffen behandelt, um den Textilien bestimmte Eigenschaften zu verleihen. In Deutschland sind die meisten dieser Stoffe und Chemikalien, die bei der Produktion verwendet werden, verboten.
In 90 Prozent der Länder, aus denen unsere Kleidung jedoch stammt, wird der Einsatz dieser Stoffe nicht reguliert. Ganze Flüsse färben sich in den bunten Farben der Kleidung und verschmutzen die Umwelt und die Gewässer. Durch den internationalen Warenverkehr gelangen die Textilien samt Chemikalien und Farbstoffen über Umwege doch nach Deutschland und über die Waschmaschine ins Abwasser.
Die Jeans oder das T-Shirt hat, bevor es im Laden hängt, bereits ordentlich Kilometer gemacht. Die Arbeitsschritte verteilen sich, angetrieben von den niedrigsten Herstellungskosten und geringsten Löhnen, über die ganze Welt. Oftmals legen solche Kleidungsstücke mehr als 50.000 km zurück, ehe sie uns zum Kauf angeboten werden. Daraus resultiert ein immenser CO2 Ausstoß.
Auch der immer größer werdende Anteil an Online-Einkäufen ist Triebkraft von Fast Fashion. Jedes vierte Kleidungsstück wird mittlerweile online bestellt. 50 Prozent davon gehen als Retoure wieder zurück, bei Damenoberbekleidung sogar über 70 Prozent. Viele vermeidbare Transportwege entstehen, da die Rücksendungen für den Verbraucher meist kostenlos sind. Ein T-Shirt wird direkt vier Mal in mehreren Größen bestellt, um vielleicht eines davon zu kaufen, der Rest geht wieder zurück. 2018 wurden in Deutschland fast 4 Prozent aller retournierten Artikel entsorgt. Das sind rund 20 Millionen Artikel, die vernichtet wurden, ohne überhaupt benutzt worden zu sein. Allein der Bereich Mode macht davon 3,1 Prozent aus.
Der Textilmarkt und Fast Fashion boomen: Große Modemarken bringen jährlich bis zu 24 Kollektionen auf den Markt. Der Absatz von Kleidung hat sich zwischen 2002 und 2014 von 1 Billionen US-Dollar auf 1,8 Billionen US-Dollar erhöht, die weltweite Textilproduktion seit 2002 verdoppelt.
Im Jahr 2019 lag in Deutschland das Marktvolumen von Textilien und Bekleidung im Einzelhandel bei rund 66 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2018 ist das ein Anstieg von rund einer Milliarde Euro.
Die Entwicklung der einzelnen Vertriebsformen verlief allerdings unterschiedlich. So kauft ein deutscher Bürger im Schnitt 60 Kleidungsstücke im Jahr, trägt diese jedoch nur halb so lang wie noch vor 15 Jahren. 2016 wurden erstmals über 100 Millionen Tonnen Textilfasern produziert. 40 Prozent der gekauften Kleidung wird nie oder nur selten getragen. Der rapide Anstieg der Produktion bringt große soziale und ökologische Probleme mit sich.
Die Textilproduktion ist energie- und ressourcenaufwendig, und findet zudem oft unter miserablen Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern wie Bangladesch und China, statt. Zudem wird in den produzierenden Ländern das Abwasser aus der Textilproduktion ungefiltert in Flüsse oder direkt in das Meer geleitet und verursacht enorme ökologische Schäden.
Fast Fashion steht als Begriff für das schnelllebige Textilgeschäft einiger großer Bekleidungsmarkt-Ketten, die in einer unglaublichen Geschwindigkeit neue Kollektionen in riesiger Auflage produzieren. Mit dieser fortlaufenden Änderung wird Kleidung zur billigen Massenware und regt den Konsumdrang der Menschen immer mehr an. Die Haltbarkeit der Textilien verringert sich, die Verkäufe steigen.
Zur Produktion von Textilien werden zunächst einmal Fasern benötigt. Man unterscheidet zwischen Natur- und Kunstfasern. Naturfasern, wie Baumwolle oder Lein (Flachs), verbrauchen beim Anbau große Landflächen und eine ganze Menge Wasser.
Zur Produktion von einem Kilogramm Baumwolle werden ca. 200 Badewannen voll Wasser benötigt. Ein Beispiel: der Aralsee besitzt aufgrund des landwirtschaftlichen Anbaus des ,,weißen Goldes Usbekistans“ nur noch ca. 20 Prozent seiner Wassermenge.
Ein weiteres Problem stellt die große Menge an Pestiziden und Düngemittel dar, die beim Anbau aufgewendet wird. Für Baumwollfelder werden ungefähr 14 Prozent der weltweit produzierten Insektizide und ca. 5 Prozent Pestizide verwendet. Diese Gifte sind schädlich für Anbauer und Anwohner und können ins Grundwasser gelangen. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll, ein Textil aus Biobaumwolle zu kaufen, welches naturverträglich angebaut wird.
Während früher vor allem Baumwolle verwendet wurde, geht der Trend heute zu künstlichen Fasern. Polyester beispielsweise macht 60 Prozent unserer Bekleidung aus und beschleunigt das Wachstum von Fast Fashion enorm. Bei ihrer Produktion wird fast dreimal so viel CO2 emittiert wie bei der von Baumwolle. Er ist einfach und günstig herzustellen, da er, im Gegensatz zu Naturfasern, nicht angepflanzt und bewässert werden muss. Allein für seine Produktion wird fast 1 Prozent des gesamten weltweilt geförderten Erdöls, ein nicht nachwachsender Rohstoff, verwendet. Zusätzlich wird angenommen, dass synthetische Fasern beim Waschen, allein in Deutschland, jährlich zwischen 80 und 400 Tonnen Mikroplastik freisetzen, die in den Gewässern landen. Bei einem Waschgang, mit einem Inhalt von 6 Kilogramm Kleidung aus Kunstfasern, können bis zu 700.000 Mikrofasern in die Umwelt gelangen.
Polyester wird dennoch immer beliebter: Während im Jahr 2000 noch 8,3 Millionen Tonnen für die Produktion von Kleidung genutzt wurden, ist der Anteil bis 2016 um 157 Prozent auf 21,3 Millionen Tonnen gestiegen.
Im Altkleidersammeln macht uns keiner etwas vor: 2018 ergab sich ein Sammelaufkommen an Kleidung von knapp 1,3 Millionen Tonnen.
Jeder Bundesbürger gibt demnach im Schnitt ca. 16 Kleidungsstücke in den Altkleidercontainer oder in eine Straßensammlung. Man könnte meinen, dass ein höheres Sammelaufkommen auch eine bessere Marktsituation für das Textilrecycling bedeutet. Jedoch ist mehr nicht immer besser. Die Qualität der Kleidung ist oft so schlecht, dass häufig nichts Anderes übrigbleibt, als sie zu Putzlappen oder Industrietextilien, wie Füll- oder Dämmstoffe, zu verarbeiten.
Mit steigendem Kostendruck der Hersteller, und immer weiterwachsenden Marktanteilen von Fast Fashion, nimmt die Qualität weiter ab. Zu hohe Störstoffanteile (10,8 Prozent), ein sich verdoppelnder Anteil an nicht recyclebarem Material und zunehmende Anteile an Kunstfasern, sind Gründe für die Problematik beim Textilrecycling.
Es ist technisch bei diesen stofflich stark vermischten Textilien nicht möglich, das sogenannte Faser-zu-Faser-Recycling durchzuführen. Somit ist die Verarbeitung zu Putzlappen nur eine kurze Verlängerung der Lebensdauer, danach werden sie zu Abfall. Der Anteil an Kleidung, der diesen Weg einschlägt, einspricht etwa 40 Prozent des gesamten Sammelaufkommens. 45 Prozent der Textilien gehen auf lokale Märkte in Osteuropa und Afrika und werden dort zum Verkauf angeboten. Die restlichen 15 Prozent werden direkt als Restmüll entsorgt.
Global gesehen, sieht es noch schlechter aus: Weltweit landen etwa 80 Prozent des Sammelaufkommens auf Deponien oder werden verbrannt. Insgesamt wird weniger als 1 Prozent zur Herstellung neuer Kleidung verwendet. Von Recycling, im Sinne eines Kreislaufes und Wiederverwertung, kann also nicht gesprochen werden. Selbst Down-Cycling, also die Wiederverwendung als minderwertiges Produkt, beispielsweise zu den schon angesprochenen Putzlappen, geschieht global gesehen nur in 20 Prozent der Fälle.
Neben den schwerwiegenden Umweltproblemen, unter denen viele Menschen leiden müssen, stellen auch einige soziale Probleme eine große Belastung für die Arbeiter*innen in den Billiglohnländern wie Bangladesch dar, wo die Textilien produziert werden.
Den Preis für die billige Fast Fashion-Mode müssen häufig andere zahlen. Auf der Suche nach immer günstigeren Produktionsorten und Materialien sind menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und kaum Lohn die Folgen. Rund 1 Prozent macht der Lohn der Arbeiter vom Verkaufspreis eines T-Shirts aus, das bedeutet einen Stundenlohn von etwa 17 Cent.
2017 ist in Bangladesch die Bekleidungsfabrik Rana Plaza eingestürzt, und begrub über 1100 Menschen unter sich. Um den Menschen vor Ort bessere Lebens- und Arbeitsbedingung zu ermöglichen, sollte man beim Kauf darauf achten, dass die Kleidungsstücke ein Siegel für fairen Handel haben.
Elektro- und Elektronikgeräte erleichtern unseren Alltag. Doch der Trend hin zu immer mehr Geräten mit immer kürzerer Nutzungsdauer wirkt sich negativ auf die Umwelt aus.
Schon bei der Herstellung werden wertvolle Ressourcen benötigt, deren Gewinnung oft unter katastrophalen Bedingungen für die Menschen und die Umwelt in den Abbauländern stattfindet. So gelangen beim Abbau der Ressourcen nicht selten große Mengen an Zyanid und Quecksilber ins Ökosystem. In Deutschland werden jährlich 2,4 Millionen Tonnen Elektronik in Umlauf gebracht, gleichzeitig fallen rund 1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Davon werden 57 Prozent illegal entsorgt oder exportiert.
Quellen:
schnelllebigen Konsumgesellschaft
Ein Beispiel unserer schnelllebigen Konsumgesellschaft ist das Handy. Die Produktgenerationen wechseln in sehr schnellem Takt.
Viele Nutzer – vor allem junge Menschen – nutzen ihre Smartphones häufig nur ein oder zwei Jahre, bevor sie sich für ein anderes Modell entscheiden. So besitzen mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland ihr Smartphone seit weniger als einem Jahr, nur 8 Prozent nutzen ihr Smartphone schon über 2 Jahre.
Für 2020 rechnet die Branche allein in Deutschland mit 22,9 Millionen verkauften Geräten. 2019 waren es 23 Millionen.
Die hohen Verkaufszahlen halten seit Jahren an. Gleichzeitig werden nur 43 Prozent aller Geräte ordnungsgemäß gesammelt. Dabei könnten die alten Geräte sinnvoll genutzt werden, denn sie sind wahre Rohstofflager, die auf ihre zweite Chance warten. Nach Schätzungen liegen in deutschen Schubladen rund 124 Millionen ungenutzter Smartphones, in denen insgesamt 2,9 Tonnen Gold, 30 Tonnen Silber und 1.100 Tonnen Kupfer verbaut sind.
Laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom ist vor allem für junge Menschen ein Leben ohne Handy kaum vorstellbar. Schon viele Kinder besitzen ein eigenes Gerät: So haben drei von vier Zehnjährigen bereits ein eigenes Smartphone, und der Anteil der Smartphone-Nutzer bleibt konstant.
Acht von zehn Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland verwenden nach Branchenangaben ein Smartphone. Hinzu kommen weitere mobile Geräte, wie Tablets, die von rund 60 Prozent der Menschen in Deutschland genutzt werden. Knapp 76 Prozent der Bundesbürger ab 16 Jahren – das sind 53 Millionen Menschen – besitzen ein internetfähiges Mobiltelefon.
Die Umweltorganisation European Environmental Bureau (EEB) analysierte in einer Studie, dass Smartphones in Europa eine durchschnittliche Lebensspanne von drei Jahren haben. Jährlich verkauft werden in Europa rund 211 Millionen Smartphones. Würde jedes Gerät nur ein Jahr länger genutzt, könnten dadurch allein in Europa mehr als zwei Millionen Tonnen CO2 eingespart und der CO2-Fußabdruck um bis zu 31 Prozent gesenkt werden.
Die Herstellung von Smartphones hat weitreichende Auswirkungen auf Mensch und Natur. Bereits beim Herstellungsprozess entstehen rund 75 Prozent der CO2-Emissionen.
Ein Grund dafür ist, dass für die Produktion neuer Geräte wertvolle metallische Rohstoffe wie Gold, Silber oder Palladium benötigt werden, deren Abbau die Umwelt stark belastet. Aber auch weitere Metalle wie Eisen, Kupfer, Aluminium, Nickel und Zink sowie weitere Stoffe wie Indium oder Tantal werden für die Herstellung von Handys und Smartphones gebraucht.
Um an die wertvollen Metalle zu gelangen und Tagebaue anzulegen, werden oftmals Lebensräume zerstört, und für das Lösen der Edelmetalle aus dem Gestein giftige Stoffe verwendet. Nicht selten gelangen diese Lösungsmittel in die Gewässer mit der Folge, dass Ökosysteme mit enormen Mengen an Zyanid und Quecksilber vergiftet werden. So wurden beispielsweise auf den indonesischen Inseln Bangka und Belitung beim Zinnabbau Wald- und Wasserflächen zerstört und dadurch Tier- und Pflanzenarten bedroht.